© Venus von Willendorf / Lois Lammerhuber, NHM Wien; Effigy, 2022 (Judy Chicago) / Genevieve Hanson. Courtesy of the artist and Jeffrey Deitch, New York and Los Angeles

Die Sprache der Göttinnen

13. April bis 30. November 2025

Das MAMUZ Schloss Asparn/Zaya widmet sich von 13. April bis 30. November 2025 urgeschichtlichen Darstellungen des Weiblichen und ihren nachhaltigen Einfluss auf gegenwärtige künstlerische Werke. Als Figurinen, als Skizzen oder als Fotografien – in der von Elisabeth von Samsonow und Katharina Rebay-Salisbury kuratieren Ausstellung treffen archäologische Funde und die Kunst der Gegenwart aufeinander. 

Der weibliche Körper, dessen Ausstrahlung und Macht, war über viele Generationen von Kunstschaffenden hinweg Inspiration für Darstellungen aller Art. Weibliche Figurinen der Urgeschichte hallen bis in die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts nach. Etwa, als Egon Schiele 1918 die bekannte Venus von Willendorf skizziert, Meret Oppenheim 1933 die bronzene Urzeit-Venus erschafft und Maresa Jung 2021 Fotografien von Gemüse anfertigt, das in seiner Form an weibliche Figurinen erinnert. Im beginnenden 20. Jahrhundert galt dieser prähistorische Einfluss als anregend, zugleich verlockte er zu einer anderen Erzählung von Geschichte, nämlich aus weiblicher Perspektive. Damit bildeten die Figurinen die Grundlage einer Alternative zur aus privilegiert männlicher Perspektive verfassten Geschichtsschreibung.

Die Ausstellung präsentiert prähistorische Darstellungen, vornehmlich aus Österreich, und konfrontiert sie mit Werken von Künstlerinnen der Gegenwart, die die ungeheure Faszination der neuen Kunst für die ältere belegen. Die Gegenüberstellung von alter und neuer Kunst illustriert den Einfluss und die ungebrochene aktive Rezeption der archäologischen Funde. Aus Anlass dieser Ausstellung werden weiblich konnotierte Funde aus österreichischen Sammlungen und Museen präsentiert und in einen internationalen und zeitgenössischen Kunstkontext gestellt. Österreichs Sammlungen beherbergen die wichtigsten archäologischen Referenzen für zeitgenössische feministische Kunst weltweit, die den weiblichen Körper, dessen Ausstrahlung, Macht und Bezug zum Leben thematisieren.

Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ erläutert: „Die Sonderausstellungen im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya stellen stets eine Vertiefung ausgewählter Aspekte der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung dar, indem sie Betrachtungsweisen von Nachbarwissenschaften oder Narrative aus Bereichen der Alltagskultur oder der Kunst aufgreifen. Heuer stehen urgeschichtliche Figurinen im Mittelpunkt, die einerseits als faszinierendes Forschungsgebiet der Archäologie dargestellt werden, andererseits aber auch in Ihrer wichtigen Rolle als Vorbilder bei der Entwicklung der modernen Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie als bleibende Inspiration zeitgenössischer KünstlerInnen. Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Formensprache der Urgeschichte, aber auch mit dem Einfluss der archäologischen Entdeckung der prähistorischen Kunst auf die Ausdrucksformen und das Selbstverständnis der Moderne.“

Kunst trifft auf Archäologie

So wie die beiden Kuratorinnen, Elisabeth von Samsonow, als vielseitig tätige Künstlerin, und Katharina Rebay-Salisbury, als Archäologin, aus unterschiedlichen Positionen aufeinandertreffen, so treffen auch die Ausstellungsobjekte aus Kunst und Archäologie aufeinander und vereinen sich doch zu einer sinnhaften Symbiose.

Elisabeth von Samsonow verweist auf die Dringlichkeit der nun realisierten Ausstellung: „Die Sprache der Göttinnen ist eine Ausstellung hier im MAMUZ, die ein Experiment wagt, welches längst fällig gewesen wäre für Österreich, nämlich die Zusammenstellung von archäologischen Funden mit zeitgenössischer Kunst. Wie darf man sich das vorstellen? Die archäologischen Funde sind nicht irgendwelche Funde, es sind Funde von weiblichen Figurinen aus der Ur- und Frühgeschichte, die nicht nur in Österreich, sondern weltweit bekannt sind, wie die Venus von Willendorf, die Pop Star Status hat. Diese Figuren aus Niederösterreich haben im späten 20. Jahrhundert die internationale feministische Kunst auf maßgebliche Weise beeinflusst und dienen nach wie vor als Referenzen für die Herstellung und Wiederherstellung nicht nur einer weiblichen Kunstgeschichte, sondern eines weiblichen Subjektes in der Geschichte. Das ist jetzt eine sehr, sehr wichtige Sache, ein Experiment. Es ist längst fällig gewesen, und nun endlich ist es hier zu sehen.“

Katharina Rebay-Salisbury ist für den archäologischen Part zuständig: „Frauendarstellungen der prähistorischen Kunst inspirierten Generationen von Kunstschaffenden, sich mit dem weiblichen Körper, dessen Ausstrahlung und Macht zu beschäftigen. Figurinen erzählten Geschichte anders, weiblich, und wurden im 20. Jahrhundert zu wichtigen Motiven feministischer Kunst. Die Ausstellung zeigt urgeschichtliche Menschendarstellungen aus Österreich und Europa im Dialog mit Werken internationaler Künstlerinnen. Von den ikonischen Venusfiguren der Jäger- und Sammlerinnengesellschaften bis zu Funden der Jungsteinzeit und aus den Metallzeiten wird die ungebrochene Rezeption archäologischer Funde illustriert.“

Highlights der Ausstellung

Zu sehen sind unter anderem Werke von Egon Schiele, Judy Chicago, Pierre Bouillon, Meret Oppenheim, Louise Bourgeois, Maresa Jung, Nicole Malbec, Anna Anvidalfarei, Marina Stiegler, Francesca Aldegani, Mari Otberg, Elisabeth von Samsonow, Renate Bertlman, Gerti Machacek, Sascha Zaitseva, Laura Hirch, Maria Biljan-Bilger, Ida-Marie Corell, Larissa Kopp, Florian Aschka, Iris Andraschek, Anabel Scheffold, Ulli Lust, Lizzy Mayrl und Linda Steiner. Highlights aus archäologischer Sicht sind die Venus-Figuren aus Eggendorf, Falkenstein, Willendorf (Replik) und Langenzersdorf (Replik), die Menschenfiguren aus Langenlebarn sowie die Frauenkröte von Maissau und die Votivkröte aus München.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

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