Vortrag: Archäologie eines Kriegsgefangenenlagers: das Oflak 17A Edelbach, 1939-1955
8. Mai 2025
18:00 UhrDie Jahre 1945, 1955, 1995 und 2005 haben für Niederösterreich und die hier lebenden Menschen eine große Bedeutung. Aus diesem Grund hat das Land Niederösterreich 2025 die Initiative „Erinnern für die Zukunft“ ins Leben gerufen.. Das MAMUZ Schloss Asparn/Zaya thematisiert dazu mit einem archäologischen Vortrag die Erforschung des Kriegsgefangenenlagers in Edelbach. Auch die „aktuelle Vitrine“ im Stiegenhaus des Schlosses zeigt weiter Objekte aus diesem Lager..
Im Rahmen eines Forschungsprojekts in den Jahren 2013 – 2015 und 2017 konnten die Überreste des Kriegsgefangenenlagers von Edelbach lokalisiert, kartiert und erforscht werden. Das Fundmaterial gibt Zeugnis vom Alltag der überwiegend französischen kriegsgefangenen Offiziere, sowie aus der Zeit der Nachnutzung durch die sowjetische Armee in der Besatzungszeit bis 1955.
Edelbach war eine Ortschaft östlich von Allentsteig, die im Sommer 1939 wegen der Einrichtung des Truppenübungsplatzes der Deutschen Wehrmacht abgesiedelt wurde. 1939 wurde dort ein großes Kriegsgefangenenlager errichtet, in dem zeitweise bis zu 5000 kriegsgefangene Offiziere, vor allem französischer Herkunft, inhaftiert waren. Von 1945 bis 1955 nutzte die Rote Armee den Truppenübungsplatz. Heute befindet sich das Areal auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig des österreichischen Bundesheeres und ist daher nicht öffentlich zugänglich, was auch dazu führte, dass das Lager heute weitgehend unbekannt ist.
Dr. Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ und Sammlungsleiter Urgeschichte und historische Archäologie bei den Landessammlungen Niederösterreich, berichtet in seinem Vortrag über die Funde aus dem Lager: „Archäologie untersucht die Geschichte der Menschheit, gestützt auf Sachquellen, also Werkzeuge, Schmuck, Waffen und Alltagsgegenstände. Die Analyse der Funde und der Fundumstände erlaubt Rückschlüsse auf das Leben und die Gesellschaftsordnung in vergangenen Epochen. Dies gilt für schriftlose Kulturen der Urgeschichte, genauso aber auch für das 20. Jahrhundert. Besonders bei Kontexten, die schriftlich, bildlich oder durch Zeitzeugen nur lückenhaft überliefert sind, wie es bei Tatorten aus der Zeit des Nationalsozialismus häufig der Fall ist, kommt der Archäologie große Bedeutung zu. Forschungsprojekte wie jenes zum Kriegsgefangenenlager OFLAG 17A in Edelbach waren wichtige Initiativen, derartige ‚unsichtbare’ Stätten zu erforschen und bewusst zu machen.“
Eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative "Erinnern für die Zukunft" des Landes Niederösterreich